Blauhemd & Gelbkrawatt' (Klaus Lachmann)
Eine frühe Probeaufnahme von dem Stück Blauhemd & Gelbkrawatt' als MP3 kann hier heruntergeladen werden.
In Vorgärten murmelt Volkes Stimme.
Ein Mann erzählt einer Frau einen Witz.
Es riecht nach Bier, Gegrilltem und Würstchen.
Die Spottdrossel spottend im Holderbaum sitzt.
Orangenblau strahlt der nordwestliche Himmel.
„Oh Göttin der Nacht, schalt die Mondsichel an!”
Das wird wieder eine der schwülheißen Nächte,
In denen so vieles passieren kann.
Es vibriert die Luft wie vor nächtlichen Orgien,
Wann sich die Dekadenz gerne zeigt.
Auf römische Art, bis tief in den Morgien.
Venus zeigt Bein. Bald ist es so weit.
Von Western her wehen Winde in Wellen,
An Hecken und näckischen Pärchen vorbei.
Mit Flaschenbier, Schnaps und Kippen an Lippen.
Ein Herr geht vorüber und es wär nichts dabei,
Wenn sein Hemd nicht so strahlte in Pioniersbläue.
Und dann, diese Krawatte im gelbestem Gelb.
Hauch der Geschichte, Gestus der Größe,
Und dennoch bescheiden, so bewegt sich ein Held.
Blicke folgen dem aufrechten Recken.
Es raunen die Winde, es flüstert das Gras.
Eine Stimme ruft laut: „Ich erkenn ihn am Schlipse,
He Guido, du hier? Na, wie finden wir das?”
Oh Guido, du hast uns die Augen geöffnet,
Mir, meinen Freunden all hier rumdidum.
Oh bitt bei den Bänkern für uns um Verständnis,
Sie mögen verzeih'n unser unwissend Tun.
Deinen Kindertraum hast du selbst dir erfüllet,
Du verliehst dir das Kapitänspatent.
Tapfer umsegelst du Steuerklippen,
Du bist's der im Nebel die Küste erkennt.
„Ihr kriegt mich nicht klein!” hast du uns zugerufen,
Was ja implizieret, du wärest schon groß.
Und sprichst von dir selber als Freiheitsstatue,
Wenn Obama das hört, na dann ist was los!
Mit deiner Weitsicht hast du mutig
Unser ganzes Weltbild erschüttert.
Und prompt fühlt sich das Volk beleidigt,
Weil du das sagst, und verbittert.
So segle denn weiter du Außenminister,
Du mußt ja die Welt umrunden.
Die Erde reißt auf, es blitzet und donnert,
Guido ist verschwunden.
Herab steigt die Nacht, vor Lust blinken Sterne,
Bacchus hält nun die Wacht.
Venus entkleidet sich und verströmt
Den Duft berlusconischer Nacht.
Der Ritter Kunibert (Klaus Lachmann)
Der Ritter Kunibert,
Der saß auf seinem Pferd
Und haut mit seiner Keule
Den Bauern eine Beule.
Da sprach der eine Bauer:
„Jetzt sind wir ganz schön sauer.
Mein lieber Kunibert,
Das machste nicht noch mal, sonst hol'n
Wir dich vom Pferd.”
Das hat er nicht geglaubt,
Da ham'se ihn verhaut.
Jetzt reitet Kunibert
Auf seinem alten Gaul
Durch's Land und blickt verstört.
An eine wunderschöne Finnin (Klaus Lachmann, Harjavalta, 24.6.1998)
Lena ach du schöne Braut
Bist ja so unnahbar.
War das früher auch schon, oder
Ist's erst seid ich da war?
Würde dich so gern mal drücken,
Denn du machst Musike.
Und ich auch, drum wünscht' ich mir,
Das ich dich beglücke.
Deine Brüste wippen lustig
Unter dem Pullover.
Wenn ich's von der Seite sehe,
Denk ich: that is over.
Ob ich dir gefallen könnte?
Gib mir doch ein Zeichen.
Sünde wär's dann, ließen wir
So die Zeit verstreichen.
Hei, wie könnten wir dann küssen.
Und das gar nicht wenig.
Du wärst meine Königin,
Und ich wär dein König.
Du würdest mit der Kehle trällern
Und ich schlug die Laute.
Das gäb Töne, wie sie selbst
Mozart (Heino?) sich nicht traute.
Seelenkrümel (Klaus Lachmann)
So würde ich mich beschreiben:
Ich mag kein Neonlicht
Und sehe Bewegung in Schatten.
Ansonsten lieb ich das Licht.
Ich möcht' auf dem Teppich bleiben,
Natürlich auf einem der fliegt.
Und über den Wolken was treiben,
Das man von unten nicht sieht.
Ansonsten mag ich es leiblich,
In Qualität und gut.
Dieses dann ausschließlich weiblich,
Die Weiber riechen so gut.
Was weiß ich nicht, würd ich gern treiben,
Bei Sternen- und Sonnenlicht.
Das können die Girls so gut leiden
Und übrigens auch ich.
Ist Baccus mal mein Begleiter,
In dieser und jener Form,
Dann bin ich sehr lange sehr heiter
Und werde zum Schluß ganz enorm.
Dann trink ich mit meinen Freunden,
Links Bellman und neben ihm Brecht.
Villon singt von Himmel und Hölle,
Davon wird dem Sterblichen schlecht.
Danach wird es wieder sehr friedlich,
Ich denke Gedanken vom Glück.
Träum von der zarten Frauenhand,
Die Disteln am Wegesrand pflückt.